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Ein Testosteronmangel – in der Fachsprache „männlicher Hypogonadismus“ genannt – kann sich durch unterschiedliche Symptome äußern. Neben der typischerweise auftretenden Antriebslosigkeit, Libidoverlust und Erektionsproblemen können folgende Anzeichen auf einen Testosteronmangel hinweisen:1,2
- Erschöpfung
- Schlaf- und Konzentrationsstörungen
- depressive Verstimmungen
- Zunahme an Körperfett, v. a. in der Bauchregion
- Abnahme von Muskelmasse und -stärke
- Rückgang von Körperbehaarung und Bartwuchs
- Entwicklung von „Männerbrüsten“
- Abnahme der Hodengröße
Häufig nehmen Betroffene an Gewicht zu – vor allem aufgrund von vermehrtem Körperfett in der Bauchregion. Zudem kann die Körperbehaarung sowie der Bartwuchs zurückgehen; es können sich Brustansätze entwickeln und die Hoden kleiner werden.1,2
Ein Testosteronmangel liegt nicht am Alter
Ein Testosteronmangel entwickelt sich meist über lange Zeit hinweg. Je ausgeprägter der Mangel, desto stärker die Beschwerden und desto mehr Symptome treten zeitgleich auf. Einige davon erinnern Sie vermutlich an die Beschwerden von Frauen in den Wechseljahren, wenn sie ab einem Alter von 45 bis 50 weniger „weibliche“ Sexualhormone – Estradiol und Progesteron – produzieren. Doch auch bei Männern kann sich im Alter der Hormonhaushalt verändern. Bei vielen sinkt ab 40 der Testosteronspiegel und ab 60 ist er in Deutschland bei jedem vierten bis fünften Mann zu niedrig.3 Das liegt aber nicht am Altern an sich. Es gibt keine „männlichen Wechseljahre“. Denn viele gesunde Männer haben im hohen Alter noch immer normale Testosteronwerte.4
Ursachen für einen Testosteronmangel beim Mann
Das Problem ist: Mit zunehmenden Jahren leben viele Männer ungesund, sind übergewichtig, ernähren sich zu einseitig und kalorienreich, bewegen sich zu wenig, trinken zu viel Alkohol, greifen gar regelmäßig zu Drogen wie Marihuana oder wenden starke Schmerzmittel (Opioide) an, weil sie beispielsweise an chronischen Rückenschmerzen leiden. Auch einige Antidepressiva, Unterernährung oder Übertraining können einen Hypogonadismus auslösen.1,2,5 Somit gibt es zahlreiche Gründe, warum die Hoden weniger Testosteron produzieren. Allen voran ist Übergewicht, der berühmte „Bierbauch“, eine der häufigsten Ursachen für einen Testosteronmangel. Daneben können Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und das sogenannte metabolische Syndrom, ein Mix der zuvor genannten drei „Wohlstandserkrankungen“ plus Übergewicht, dem Hormonmangel zugrunde liegen. Ebenso können chronisch entzündliche Erkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Rheumatoide Arthritis die Testosteronproduktion hemmen. In diesen Fällen spricht man von einem „funktionellen Hypogonadismus“, der am häufigsten vorkommt und potenziell reversibel ist, wenn die Ursachen beseitigt werden.5,6,7 Hat Ihr Partner Stress im Arbeitsalltag oder Konflikte in der Familie? Auch das kann die Testosteronwerte senken. Ziehen Sie die Krankheiten und Lebenssituation Ihres Partners ebenfalls in Betracht, wenn Sie an einen möglichen Testosteronmangel bei ihm denken.
Die Formen des Testosteronmangels kennen
Manchmal allerdings ist die Testosteronbildung im Hoden gestört. Dies kann angeboren sein, wie zum Beispiel beim Klinefelter-Syndrom, das häufig erst spät erkannt wird (siehe Textkasten) oder nach Erkrankungen, Verletzungen oder Operationen der Hoden. Trifft eine dieser Ursachen für einen Testosteronmangel zu, handelt es sich um einen „primären Hypogonadismus“. „Sekundär“ ist er, wenn die Steuerung der Hormonproduktion im Gehirn gestört ist, beispielsweise durch einen gutartigen Tumor (Hypophysenadenom) oder genetisch durch das sogenannte Kallmann-Syndrom.2,5 Es ist gut, wenn Sie die Formen des Testosteronmangels unterscheiden können, um die Symptome Ihres Mannes einzuordnen.
Wann benötigt Ihr Mann einen ärztlichen Rat?
Bei den meisten Männern aber ist – wie gesagt – der Testosteronmangel funktionell, liegt also am Lebensstil und den Erkrankungen, die sich mit den Jahren oftmals einstellen. Die gute Nachricht: Diese Form lässt sich prinzipiell beheben.5,8 Fallen Ihnen bei Ihrem Mann bestimmte Symptome auf, die auf zu wenig Testosteron hindeuten könnten, sprechen Sie ihn darauf an. Mit unserem TestoCheck kann er prüfen, ob ein möglicher Testosteronmangel vorliegt. Trifft der Verdacht zu, ermutigen Sie ihn, mit dem ausgedruckten Testergebnis zu seiner Hausärztin bzw. zu seinem Hausarzt oder seiner Fachärztin oder seinem Facharzt für Urologie bzw. Andrologie zu gehen, um den Testosteronspiegel im Blut messen zu lassen. Wenn es Ihrem Mann angenehmer ist, kann er das Thema auch bei einer Vorsorgeuntersuchung in der Arztpraxis ansprechen.
Mit der richtigen Therapie den Testosteronspiegel normalisieren
Häufig lässt sich einem Testosteronmangel bereits mit einem gesünderen Leben beikommen. Eine ausgewogene Ernährung etwa mit Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen, begleitet von regelmäßiger körperlicher Bewegung und/oder Sport, lässt die Pfunde purzeln und den Testosteronspiegel steigen. Doch nicht jeder Mann verzichtet gern von heute auf morgen auf seine Annehmlichkeiten, auch wenn sie ungesund sind. Den Lebensstil zu ändern, kann sich eine Weile hinziehen. Manche schaffen es gar nicht oder nur vorübergehend. Oft fallen sie wieder in alte Gewohnheiten zurück. Helfen kann eine Testosterontherapie, die das Hormon von außen zuführt.1,2 Mit der Hormongabe gelingt es oft leichter, gute Vorsätze umzusetzen, weil eine Normalisierung des Testosteronspiegels den Antrieb steigert und die Gewichtsabnahme beschleunigt – sofern die Ernährung umgestellt und das Bewegungs- bzw. Sportpensum erhöht wird. Lassen Sie sich gemeinsam in der Arztpraxis über Vor- und Nachteile einer möglichen Testosterontherapie informieren. Bewährt haben sich Testosteron-Gele, die einmal täglich auf die Haut aufgetragen werden, sowie Testosteron-Spritzen ins Gesäß. Sie wirken entweder zwei bis drei Wochen oder als langwirksames Depot zehn bis 14 Wochen. Die Einnahme von Testosteron-Tabletten hat einige Nachteile und wird daher nur selten empfohlen.
Eine Testosterongabe kann Symptome lindern und die Lebensqualität erhöhen
Beraten Sie sich nach dem ärztlichen Gespräch in Ruhe mit Ihrem Mann, welche Maßnahmen für ihn infrage kommen. Ziel der Behandlung ist, dass es ihm bald besser geht. Das ist mithilfe einer Testosterontherapie tatsächlich möglich. Nach vier Wochen etwa hat er wieder Lust auf Sex, kurz danach flammt die Antriebskraft wieder auf; mögliche depressive Verstimmungen nehmen nach rund drei Monaten ab. Leidet Ihr Mann an Erektionsstörungen, kann es allerdings ein halbes Jahr dauern, bis sich diese gelegt haben.9 Daher brauchen Sie vermutlich ein wenig Zeit und Geduld, bis sich Ihr Liebesleben wieder richtig einspielt. Oft kann die vorübergehende Einnahme eines PDE-5-Hemmers unterstützen.2 Der Zeitpunkt, an dem alle Beschwerden verschwunden sind, ist von zu Mann verschieden. Insgesamt gehen die Symptome mit Hilfe der Therapie nach und nach zurück, was wiederum die Lebensqualität Ihres Partners erhöht.
Testosteron – ein Schlüssel für die Gesundheit Ihres Mannes
Wichtig ist, dass Ihr Mann etwas gegen den Testosteronmangel unternimmt. Helfen Sie ihm dabei. Denn bleibt ein Testosteronmangel längere Zeit unbehandelt, kann sich das weiterhin negativ auf die Gesundheit auswirken. Muskeln werden abgebaut, Blutbildung und Knochendichte nehmen ab, es sammelt sich mehr Bauchfett an, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt, um nur einige Folgen zu nennen. Zu wenig Testosteron kann sogar die Lebenszeit verkürzen.10,11
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